Samstag, 30. April 2011

Weinrallye #44 - Rhone

Christoph Raffelt vom Blog (& Shop) originalverkorkt ist diesmal Gastgeber der 44. Weinrallye mit seiner Vorgabe: "Die Rhone - der Fluß - die Winzer".

Ein dem Thema, das für mich von seinen Möglichkeiten her ein wenig klingt wie:

Nehmen sie ein Glas und öffnen sie eine Flasche Rotwein.. ;-)

Rhone, ja da gibt es ein paar für jeden Weinfreund klingende Namen: Hermitage, St. Joseph, Cornas, Tavel, Chateauneuf-du-Pape, usw.
Eine Vielzahl von Appelationen und geologischen Formationen finden sich entlang der Rhône - und wollten wir alle einmal in Form einer Weinrallye abhandeln, so würde uns die nächsten 10 Jahre wohl nicht fad werden.
So ist wohl auch ein wenig dieser für mich undurchschaubaren Gebietskomplexität zu schulden, dass die Rhône bisher auf meinem Weinradar eine sehr untergeordnete Rolle spielt.

Den südlichsten Teil dieses über 800km langen Flusses habe ich auch bereits bereist, wobei der Fluss selbst keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat - sofern ich diesen überhaupt wahrgenommen habe - ganz im Gegenteil zB. zu den faustgroßen Steinen in den Weinbergen Châteauneuf-du-Papes.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich persönlich diese Regionen geografisch gesehen eher zur Provence als denn der Rhône zugehörig empfinde, beim Wein überhaupt, denn eigentlich bleibt in meinem Weinverständnis ein Gigondas ein Gigondas, ein Vacqueyras eben ein Vacqueyras und ein CdP ein CdP und das alles hat mit der Rhône so rein gar nichts gemeinsam! Auch wenn es aus zB. klimatischen Gründen nicht ganz nebensächlich ist, dass die Rhône ganz in der Nähe fließt. Aber das gilt eben nur für den kleinen, südlichen Teil samt meinen ganz persönlichen Erlebnissen.
Die Weinbauregion Rhône ist für mich also jener unbekannte, nördliche Teil hinauf bis Lyon (der Fress- pardon Gourmethauptstadt), den ich nur von den Weinatlanten und den darin befindlichen Bildern kenne. Schade eigentlich!

Obwohl es entlang der Rhône viele zugelassenen Rebsorten (Grenache, Mourvedre, Carignan, Cinsault, Viognier, Marsanne, Rousanne, ..) gibt und einige der Weine auch auf einen zahlreichen Rebsortenmix in ihren Cuvees setzen, so verbinde ich mit der Rhône doch hauptsächlich eine Rebsorte: Syrah!

Ja, (reinsortige) Syrah von der Rhone hatte ich noch nicht allzuviele, einige spannende, vom kargen Gesteinsterroir geprägte Weine waren für mich sehr "schwierig" zu trinken (Vincent Paris), ein paar gereiftere, harmonische (Hermitage), aber nicht komplex genug für's Geld und der Rest (aus dem französischen Supermarche) so durchschnittlich, dass der Wein von jeder beliebig anderen Region und Rebsorte der Welt ebenso gut hätte sein können.

 

So kommt es dann auch, daß die paar Flaschen in meinem Weinkeller, die das Wort Rhône auf dem Etikett tragen, meistens mit dem Präfix "Côtes du" bzw. Postfix "Village" versehen sind.
Das sind oftmals jene Weine, die Frucht, dunkle Würzigkeit gepaart mit Saft und Kraft zu einem harnonischen Ganzen vereinen und dann oftmals noch immer im Geldbörsel-schonenenden Bereich um €10 liegen. Weine, die in ihrer Jugendlichkeit soviel Spaß machen, daß keine Notwendigkkeit besteht, sie auch nur eine Woche länger unter Verschluß zu halten, was aber ihrer Lagerfähigkeit bis zu 5 Jahren keinen Abbruch tut, wie meine beiden Exemplare belegen, welche ich, letzte Woche im Glas hatte: den ersten direkt aus meinem Keller, den zweiten im Rahmen einer Verkostung zum unter dem Titel "Frankreich, ein Streifzug durch unbekannt(ere) Regionen".
  • Domaine Daniel & Denis Alary, La Font d'Estévenas 2005, Côtes du Rhone, purpurfarben mit dunklem Kern, sehr würzig mit vielschichtige Noten, fruchtsüß mit Anklängen nach Brombeere und Sauerkirsche in der Nase, der für die Rhone so typische weißer Pfeffer findet sich auch in diesem Wein, ebenso Wacholder, am Gaumen fest strukturiert, erstaunlich schlank für seine 14.5% Vol., da ist nicht mehr viel zu merken von der anfänglichen überschwenglichen Fruchtsüsse, eher herber Grundton, eine tiefe Kräuterwürzigkeit kleidet meinen Mundraum aus, fein balanciert in allen Belangen, harmonische, lebendige Säure, sehr gute Länge samt feurigem Abgang, ganz eigenwilliger Charakter, im Rückgeschmack wiederum Wacholdernoten, *(*)/***, €13
    Im Vergleich zur Kostnotiz vor 3 Jahren hat dieses Exemplar ein wenig an Fruchtcharme & Süße, an Gefälligkeit und unmittelbarer Zustimmung eingebüßt, nicht aber an der "Trinkigkeit" und dem Preis-Leistungs-Verhältnis..
  • Nicolas Croze, Notre Dame de Mélinas 2009, Côtes du Rhone, satte Farbe mit dunklem Kern, tiefe Fruchtcharme, zarter Schokotouch, Wacholder und Olive, die volle Kräuterwürze der Garrique, dunkle Beeren, saftig am Gaumen, viel Kraft im Mund, die natürlich auch dem kräftigen Alkohol geschuldet ist, ein gut gemachter Côtes du Rhone, hinten nach etwas breit und nicht allzulang, ein den Preis werter Spaßwein für die doch noch recht kühlen Abende, *(*)/***, €9
Zeit wird's also, die nördlich Rhône zu bereisen, aber gilt das nicht auch für das Napa Valley, Neuseeland, die Weinbauregionen Argentiniens und und und ?

Wie das alles zu schaffen sein wird? Kein Problem, es sind nur mehr 23 Jahre bis zur Pension.. .

    Sonntag, 10. April 2011

    Weinfrühling 2011

    Zum 4. Mal war ich Gast beim kleinen Linzer Weinfrühling im Alten Rathaus, der es einem Weinfreund zeitnah ermöglicht, die im letzten Weinjahr entstandene Qualität über einen Großteil der österreichischen Weinbaugebiete grob einzuordnen.

    Der 2010er Jahrgang war aufgrund seines nasskalten Witterungsverlaufes ja bereits mannigfaltig im Vorfeld unter Verruf geraten - auch wenn es dazu einige Gegenstimmen gab, die doch einmal zum Abwarten und zum Verkosten des Endprodukts mahnten, bevor dem Jahrgang ein negatives Attribut angedichtet wird.

    Als Konklusio der Verkostung kann ich den Stimmen dieser "Rufer in der Wüste" nur Recht geben.
    Der 2010er zeigt sich jugendlich beschwingt, fruchtbetont und auch von den Säurewerten her durchaus dem österreichischen Gaumen zugetan. Zuwarten mit der Lese lohnte sich vielerorts und brachte bzgl. Extrakt und Aromenvielfalt einen willkommenen Gegenspieler zur reschen Säure.
    Auch wenn einige der früh gelesenen Weißen sogar die 10g/l-Säureschwelle nahmen, konnte sich Dank der technischen Hilfsmittel zur Entsäuerung - die Bernhard Fiedler in seiner Serie "Der gläserene Wein" gut verständlich dokumentiert hat - der Großteil der jungen Weine bezogen auf die Säurestruktur sehr harmonisch und trinkanimierend präsentieren.
    Einige Winzer haben bzgl. Säurereduktion wohl ein wenig über's Ziel hinausgeschossen - paradoxerweise gab es auch Weine, die ich trotz eines solchen Jahrgangs dann als fad und zu lasch empfand. Auch Joghurttöne von der malolaktischen Gärung waren tlw. noch bei den gereichten Weinen auszumachen.

    Ein weiterer Wehrmutstropfen im Weinjahr 2010 ist sicherlich die geringe Menge, einige Winzer - wie zB. am Wagram - hat es nach Hagelausfällen 2009 mit einer kleinen Ernte nun bereits das zweite Jahr in Folge getroffen. Dass dies bei Einbußen auch jenseits(!) der 50% einer Normalerntemenge schnell an die Substanz gehen kann, ist leicht nachvollziehbar. Die Konsumenten sind hier wohl eindeutig in der glücklichen Ausgangslage, trägt doch das Risiko in diesem Fall zu 100% der Produzent.

    Nachfolgend sind ein paar jener Weine gelistet, die mir gut gefallen haben:

    - Fam. Rosenberger, zwei "schöne" Rieslinge, offen, straff, animierend der Lössterrassen, komplexer, mineralischer, exotischer, straffer der Exklusiv, und ein ansprechender, sortentypischer Sauvignon Blanc, Cassis pur mit grünem Paprika, nervige, straffe, den Speichelfluß förderne Säure, fein,
    - Fam. Reinberger, ein kühler und aromatischer Grüner Veltliner Brenner, ebenso die Rose Grün mit gutem Extrakt und zarten Minznoten,
    - Joe Bauer, tolle, nervige und trinkanimierende Säurestruktur (die beste von allen Winzern) beim Grünen Veltliner Katharina, zusätzlich noch wuchtiger Extrakt beim GV Spiegel Alte Reben, einiges an Potential,
    - Norbert Bauer, ein fülliger Roter Veltliner Hinternberg mit feiner Frucht und verspieltem Süße-Säure-Dialog - alle Weine aus der Weinbaueregion Wagram!

    - Weingut Thell in burgenländischen Seewinkel Apetlon mit einer feinen, bereits toll runden 2010er Spätlese aus der Rebsorte Muskat Ottonel, ein Wein, der zu asiatisch scharfen Gerichten einen vorzüglichen Begleiter gibt, noch prachtvoller der Welschriesling Eiswein aus dem heißen Jahr 2003, à point, superber Süße-Säure-Dialog, Orangenzesten, ein fettes und dabei doch hochelegantes Elixier.

    Aus der Thermenregion gab es feine Weine aus dem sehr burgundischen Jahrgang 2008 von zwei (mir) altbekannten Weingüter zu verkosten:
    - Johann Gisperg, sehr feine, weiche, zugängliche und mit viel Fruchtcharme ausgestattete Pinot Noirs (sowohl Classic als auch Exklusiv und Reserve), auch die beiden St. Laurent Exklusiv und Reserve können mit burgundischem Charme, gekonntem Holzeinsatz, Struktur und Offenheit punkten,
    - Fam. Schneider, toller, finessenreicher Der Pinot (Burgundermacher), mehr Würze und Struktur zeigt dann die Reserve, für die empfehlenswerte Cuvée Kräutergarten gilt "nomen est omen", zeigt trotz aller Würze und Struktur noch immer die burgundische Dimension, St. Laurent Reserve, sehr maskulin und herb, Schokotouch, fokussiert, schlank, viel Potential.

    Nicht verschweigen will ich aber auch, daß es von einigen, in den letzten Jahren immer verlässliche Weinqualitäten produzierende Güter, diesmal nur Mittelmaß zu verkosten gab. Ihnen allen fehlte die strahlende, blitzsaubere Frucht und waren mit einer leicht herb-dumpfen Note überlagert.

    So bleibt abschließend eigentlich nur festzustellen, dass es auch aus dem schwierigen Weinjahrgang 2010 sehr gute Weinqualitäten geben wird, die durch ansprechende Frucht und Trinkanimo wohl nicht all zulange ein "Kellerdasein" fristen müssen :-)